Geld zurück von Sportwettenanbieter Tipico: Landgericht Essen spricht Rückzahlung von Spielverlusten zu

Das Landgericht Aschaffenburg hat durch ein verbraucherfreundliches Urteil verdeutlicht, dass Spieler ihre Verluste aus illegalem Online-Glücksspiel zurückfordern können. Diese Entscheidung verdeutlicht, dass Anbieter ohne gültige Lizenz ihre Einnahmen widerrechtlich erlangt haben und Verbrauchern entsprechende Rückzahlungsansprüche zustehen. Dieses wegweisende Urteil könnte eine Vielzahl ähnlicher Klagen nach sich ziehen und sendet ein unmissverständliches Signal an betroffene Spieler.

Geld zurück von Sportwettenanbieter Tipico: Landgericht Essen spricht Rückzahlung von Spielverlusten zu

Das Landgericht Essen hat durch Urteil vom 14. März 2025 einem Kläger eine Rückerstattung von über 52.000 Euro zuerkannt, die dieser durch seine Teilnahme an Sportwetten beim Anbieter Tipico eingebüßt hatte. Fundament der richterlichen Entscheidung ist die Feststellung, dass der Betreiber Tipico Co. Limited im betreffenden Zeitraum keine behördliche Erlaubnis in Deutschland besaß und dadurch gegen wesentliche Bestimmungen des Glücksspielstaatsvertrags verstoßen hat. Im Mittelpunkt der juristischen Begründung steht § 4 Abs. 4 Glücksspielstaatsvertrag 2012, der die Bereitstellung von Online-Glücksspielen ohne deutsche Genehmigung ausdrücklich verbietet. Die Richter stellten unmissverständlich fest, dass auch eine ausländische Lizenzierung – beispielsweise aus Malta – keine rechtskonforme Grundlage schafft, um in Deutschland rechtmäßig Sportwetten anzubieten. Der Verstoß gegen diese gesetzliche Vorschrift führt zur Unwirksamkeit der zwischen Anbieter und Spieler geschlossenen Vereinbarungen, was folglich Rückzahlungsansprüche begründet. Diese wurden im vorliegenden Fall auf deliktischer Basis aus § 823 Abs. 2 BGB in Verbindung mit dem Straftatbestand des § 284 StGB hergeleitet.

Der Mönchengladbacher Rechtsanwalt Dr. Gerrit W. Hartung von der Dr. Hartung Rechtsanwaltsgesellschaft mbH (www.hartung-rechtsanwaelte.de) erläutert: „Besonders verbraucherfreundlich zeigt sich die Beurteilung des Gerichts bezüglich der Kenntnis des Klägers. Es reicht nicht aus, wenn in Allgemeinen Geschäftsbedingungen auf die Selbstverantwortung des Spielers hingewiesen wird. Auch öffentlich präsente Werbemaßnahmen, die ein legales Erscheinungsbild suggerieren, rechtfertigen nicht die Schlussfolgerung auf eine gültige Lizenzierung. Der Kläger konnte überzeugend darlegen, dass ihm die Rechtswidrigkeit des Angebots nicht bewusst war. Folglich steht ihm trotz der freiwilligen Teilnahme an den Sportwetten ein vollständiger Rückzahlungsanspruch zu.“ Die Kanzlei befasst sich ausschließlich mit Anleger- und Verbraucherschutzthemen und hat sich neben der Beratung von Betroffenen des Abgasskandals auf die Durchsetzung von Ansprüchen von geschädigten Verbrauchern gegen Online-Casinos und Online-Sportwettenanbieter spezialisiert. Er hat das obsiegende Urteil vor dem Landgericht Essen erstritten.

Ein beachtenswerter Aspekt der Entscheidung ist die Ablehnung der Argumentation der Beklagten, wonach eine nachträgliche Legalisierung oder Tolerierung ihres Angebots durch die Behörden rückwirkend die Rechtssituation beeinflussen könnte. Das Gericht stellte klar, dass faktische Duldung und behördliche Untätigkeit zivilrechtliche Forderungen nicht verhindern. Entscheidend bleibt der Gesetzesverstoß an sich. Glücksspielrechtsexperte Dr. Gerrit W. Hartung betont: „Aus Verbrauchersicht besitzt dieses Urteil erhebliche Relevanz. Es zeigt, dass rechtliche Schritte gegen illegale Online-Sportwettenanbieter gute Erfolgsaussichten haben – insbesondere bei fehlender deutscher Lizenz und Einsätzen aus Deutschland.“ Selbst wenn einzelne Wetten aus dem Ausland erfolgten, stehe der Vertragsschluss in Deutschland im Fokus. Auch Verjährungseinwände wurden zurückgewiesen: Wer erst kürzlich von der Illegalität erfahren hat, kann auch für ältere Verluste Ansprüche geltend machen.

Die Entscheidung bekräftigt die Funktion der nationalen Gerichte beim Schutz von Konsumenten im digitalen Glücksspielmarkt. Sie verdeutlicht, dass Verstöße gegen regulatorische Vorschriften keineswegs ohne Konsequenzen bleiben müssen. Personen, die sich durch illegale Angebote benachteiligt fühlen, sollten ihre finanziellen Einbußen überprüfen lassen – die juristischen Aussichten auf Rückerstattung stehen günstig. Prozessfinanzierer und fachkundige Kanzleien können hierbei Unterstützung bieten, ohne dass Kläger ein finanzielles Risiko eingehen müssen. Das Verfahren aus Essen liefert hierfür eine solide und überzeugende Grundlage.