Senioren- und Pflegeimmobilien – eine sichere Anlage?
In Zeiten niedriger Zinsen und in einer alternden Gesellschaft erscheinen Investitionen in Pflegeimmobilien als sichere und renditeträchtige Anlagen. Aus diesen Gründen werden vermehrt Investitionen in Pflegeimmobilien seitens diverser Anbieter beworben. Versprochen werden nicht selten sichere Renditen von 5-7% pro Jahr und die Möglichkeit, die Immobilie (später) für die eigene Pflege selbst nutzen zu können.
So soll das Investment in Pflegeimmobilien funktionieren…
Angeboten werden derartige Anlagen entweder als Direktinvestment, bei dem der Anleger selbst Eigentümer einer Pflegewohnung wird, oder als Fondsbeteiligung (geschlossener Fonds), bei dem sich der Anleger als Kommanditisten an einer Gesellschaft beteiligt, welche eine oder mehrere derartige Immobilien unterhält.
Seltener sind Investitionen in sog. „Sozialimmobilien“ (neben Pflegeimmobilien auch Krankenhäuser, Kindertagesstätten oder Reha-Kliniken) über offene Fonds oder Aktien eines börsennotierten Heimbetreibers.
Sämtlichen Anlageformen gemeinsam ist, dass die gesamte Immobilie an den Betreiber des Pflegeheimes verpachtet wird und dieser für die Überlassung Pacht (oder Miete bei einzelnen Wohnungen) zu entrichten hat. Charakteristisch für Pflegeimmobilien ist ferner, dass die eigentlichen Zimmer für die Bewohner relativ klein, dafür allerdings die Gemeinschaftsflächen relativ groß sind. Die Nebenkosten sind überwiegend höher als bei herkömmlichen Immobilien und eine mögliche Verwertung des Gebäudes für andere Zwecke würde aufgrund der Aufteilung der Fläche erhebliche Umbaukosten nach sich ziehen.
Erhebliche Risiken vorhanden…
Anleger sollten bedenken, dass der Bereich der Pflege seitens des Staates stark reguliert ist und keine Sicherheit besteht, welche (neuen) gesetzlichen Regeln der Gesetzgeber – sei es für den Betrieb, sei es für die Förderung der Heime – zukünftig aufstellt.
Zu bedenken haben Anleger auch, dass sie keinerlei Einfluss auf den Betrieb des Pflegeheimes haben. Sollte der Betreiber schlecht arbeiten, kann er seine staatliche Zulassung verlieren, was unweigerlich zur Folge hat, dass eine Insolvenz droht. Es besteht dann immer die Problematik, einen neuen Betreiber zu finden und sich dann noch auf diesen zu einigen.
Allein im Jahr 2015 sollen rund 60 Heime in die „Pleite“ gegangen sein.
Sollte in Form einer Fondsbeteiligung investiert worden sein, ist weiter zu beachten, dass hier immer ein Totalverlustrisiko der Anleger droht. Die Kommanditisten haben bei solchen Fondsbeteiligungen in der Regel keinerlei Einfluss auf die Geschäftstätigkeit und sind damit immer darauf angewiesen, dass die Geschäftsführung solide und seriös wirtschaftet.
Trotz steigender Nachfragen nach Pflegeimmobilien…..
… spielen zahlreiche Faktoren eine Rolle, um eine Investition in Pflegeimmobilien zum Erfolg zu führen. Gründe können z.B. eine mangelnde finanzielle Ausstattung des Betreibers, der Fondsgesellschaft, Standortprobleme, geringe Auslastung (Vermietung) oder auch nur der Mangel an (geeigneten) Pflegekräften sein. All dies sind Gründe, die zu einer Schieflage der gesamten Investition führen können.
Sollten Sie direkt Eigentümer einer Pflegeimmobilie geworden sein, kommen hier dann auch noch mögliche wohnungseigentumsrechtliche Risiken hinzu, die zahlreiche Eigentümer vorher gar nicht bedacht haben. Bei einer Wohnungseigentümergemeinschaft besteht der große Unterschied zu einer „normalen“ Eigentumswohnung darin, dass das Sondereigentum (oft nur ein Zimmer) relativ klein ist, während das gemeinschaftliche Eigentum relativ groß ist. Dies macht die Vermietbarkeit der Pflegewohnung sehr schwer, Anpassungen oder Umbauten dürften aufgrund der Raumaufteilung ohne kostspielige Umbauten kaum möglich sein.
Zudem muss beachtet werden, dass der Instandhaltungsaufwand bei Pflegeimmobilien höher als bei normalen Immobilien ist, so dass auch hier höhere monatliche Kosten für den Eigentümer entstehen oder gar im Rahmen einer Sonderumlage verpflichtet sind, größere Investitionen tätigen zu müssen.
Anleger, die sich mit dem Gedanken tragen, eine Investition in Pflegeimmobilien vorzunehmen, sollten sich bereits vor ihren Unterschriften fachkundig beraten lassen. Sollte es bereits erste Probleme geben, sollten sie ohnehin anwaltliche Hilfe in Anspruch nehmen.