Fiat Chrysler muss im Abgasskandal in den USA hohe Strafe wegen Betruges zahlen
Für die Abgasmanipulationen ist Fiat Chrysler zu rund 300 Millionen US-Dollar Strafe in den USA verurteilt worden. Der Autobauer kann sich seiner Verantwortung kaum entziehen.
Es bleibt weiterhin sehr eng für Fiat Chrysler im Dieselabgasskandal. Erneut muss Fiat Chrysler in den USA eine hohe Strafe wegen Betrugs bei Emissionsangaben zahlen, diesmal rund 300 Millionen US-Dollar, also etwa 290 Millionen Euro. US-Behörden hatten den Autobauer beschuldigt, Falschangaben zu den Abgaswerten von gut 100.000 Dieselfahrzeugen gemacht zu haben. Dazu zählen die Modelle Jeep Grand Cherokee und Ram 1500 aus den Jahren 2014 bis 2016. Fiat Chrysler hatte sich im Juni schuldig bekannt und einem Vergleich mit dem US-Justizministerium zugestimmt. Schon 2019 zahlte Fiat Chrysler wegen zivilrechtlicher US-Klagen Hunderte Millionen US-Dollar.
„Das ist ein weiteres Beispiel für die tiefen Verwicklungen von Fiat Chrysler im Dieselabgasskandal. Neben den Basismodellen vieler hochwertiger Reise- und Wohnmobile sind erwiesenermaßen auch Pkw betroffen. Die Chancen für geschädigten Verbraucher stehen also sehr gut“, sagt der Mönchengladbacher Rechtsanwalt Dr. Gerrit W. Hartung.
Dieselexperte Dr. Gerrit W. Hartung gilt als „Dieselanwalt“ der ersten Stunde und hat zuletzt in mehreren Fällen des Wohnmobil-Abgasskandals Klage gegen den Hersteller Stellantis N.V. eingereicht. Stellantis ist im Januar 2021 aus der Fusion der Automobilkonzerne Groupe PSA (PSA) und Fiat Chrysler Automobiles (FCA) hervorgegangen. Der Konzern ist mit seinen 14 Marken der viertgrößte Automobilhersteller der Welt nach verkauften Fahrzeugen.
Zuletzt hat Deutsche Umwelthilfe (DUH) erneut die Abgaswerte bei Wohnmobilen auf Fiat Ducato Basis untersucht. Die Ergebnisse zeigen deutliche Grenzwertüberschreitungen und können verbraucherfreundlichen Lösungen im Dieselabgasskandal bei Reise- und Wohnmobilen neuen Schwung verleihen. Aktuelle Messungen des Emissions-Kontroll-Instituts (EKI) der DUH im Realbetrieb bei sommerlichen Außentemperaturen an einem Wohnmobil 180 Multijet auf Basis des Fiat Ducato mit Abgasnorm Euro 5, weisen nach Angaben der Deutschen Umwelthilfe einen durchschnittlichen Stickoxidausstoß von 2056 mg/km aus. Der für das Fahrzeug geltende Grenzwert liegt bei 280 mg/km.
„Diese Untersuchung zeigt erneut, dass der Fiat-Dieselskandal weitere Formen annimmt. Es kann kaum noch Zweifel geben, dass auch bei Reise- und Wohnmobilen munter manipuliert worden ist, um die Emissionswerte zu fälschen. Aufgrund der Kaufpreise solcher Reise- und Wohnmobile können die wirtschaftlichen Schäden sehr groß sein. Eigentümer sollten daher die Möglichkeit der Betrugshaftungsklage dringend prüfen, um ihre wirtschaftlichen Nachteile auszugleichen“, sagt Dieselexperte Dr. Gerrit W. Hartung.
Besonders fraglich an der Angelegenheit ist die Rolle des Kraftfahrt-Bundesamt (KBA). Die DUH prangert Untätigkeit des KBA im Abgasskandal von Fiat Chrysler an und hat die Bundesbehörde mit einer formalen Beschwerde aufgefordert, rechtlich gegen den Hersteller vorzugehen. Mit der am 29. Juni 2022 eingereichten Beschwerde habe das KBA nun drei Monate Zeit, geeignete Abhilfemaßnahmen zu ergreifen, um die Übereinstimmung der betreffenden Fahrzeuge herzustellen. Sollte das KBA nicht fristgerecht geeignete Maßnahmen ergreifen, sieht sich die DUH gezwungen, den Klageweg einzugehen.